Donnerstag

August Strindberg an Frida Uhl

Liebes, gutes, schönes, kleines Ding, - Was machst Du in München? Komme hierher, wir wollen den Skandalen ein Ende bereiten, Ringe tauschen, Besuche machen, und so sind wir verlobt Hast Du Angst vor der Ehe, so warten wir und prüfen uns. Eine Verlobung ist ja kein Band. Du sehnst Dich nach mir, nicht wahr, und Du hast Angst dass alles nur ein Traum war! Es ist kein Traum, nur die einfache Wahrheit dass ich Dich liebe, liebe, liebe!

Es ist nicht »zwecklos«, nach Berlin zurückzufahren! Du bekommst da einen Mann, der Dich liebt und den Du nicht zu verachten brauchst. Einen Mann, der Dir treu sein wird, ob er will oder nicht weil Du so jung und so schön und so klug und so verrückt bist. Jawohl, alles Tolle, was Du machst liebe ich; wenn du lügst lügst Du wie nur ein Dichter, wie nur ich es kann; so liebe ich Dich, weil Dein Mund so schön ist und Deine kleinen Zähne so wunderweiß sind; wenn Du böse bist so liebe ich Dich, weil Deine tiefen Augen Feuer speien; ich liebe Dich, wenn Du so abscheulich klug und geizig bist weil Du um meinetwillen Deine widerwärtigen Geschäftsbriefe schreibst. Also: komme her und wohne im Westen, so will ich auch da wohnen, und so will ich arbeiten und so Dich lieb haben, bis Du ganz wahnsinnig wirst Du! Jetzt weißt Du alles! Gute Nacht mein Kind, Dein -

August
Berlin, März 1893

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