Ein Kind

Die Nachricht

Erich,

ein wunderschönes »Unglück« ist geschehen. Ich bin schwanger.

Zuerst war ich entsetzt als ich diese Wahrheit erfahren habe. Ein Kind, was soll ich mit einem Kind? Natürlich hatte ich Angst davor, vor allem, da ich meinen Beruf ja dann aufgeben muss. Das konnte ich mir anfangs wirklich nicht vorstellen. Jetzt aber bin ich überglücklich, dass wir ein Baby bekommen. Ja, ich glaube sogar, das kleine Geschöpf wird unsere Liebe vervollkommnen.

Meinst Du nicht auch, wir werden unserem Kind gute Eltern sein, wenn wir es nur richtig wollen? Ich liebe Dich so sehr, Dich und Dein Baby!

Ende Juni wird es soweit sein. Bis dahin müssen wir uns gut vorbereitet haben. Ich küsse Dich!

Deine Erika

Der Partner antwortet mit verhaltener Begeisterung

Liebe Erika,

Deine Nachricht hat mich hin und her gerissen. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll.

Einerseits macht mich allein der Gedanke, Vater zu werden, sehr stolz. Andererseits meine ich, wir können einem Kind gerade jetzt die nötige Aufmerksamkeit und Fürsorge nicht bieten.

Wir sollten uns nicht zu voreilig entscheiden. Besser, wir lassen nicht nur unsere Gefühle sprechen, sondern hören auch auf die Vernunft

Ich weiß nicht ob ich die Verantwortung für ein Kind in unserer heutigen Welt tragen kann. Denke nur an die militärische Hochrüstung und die katastrophale Umweltzerstörung. Bitte versuche, mich zu verstehen, wenn ich nicht so reagiere, wie Du es Dir wünscht

Dein Erich

Die Partnerin entgegnet den Bedenken des Mannes

Erich, mein Lieber,

das menschliche Leben offenbart Bereiche, die man nicht mit der Vernunft ausloten kann. Ginge es rein nach rationalen Gesichtspunkten, dann würden wohl gar keine Kinder mehr geboren werden.

Es gibt genügend Übel, die unser Leben unsicher machen. Selbst wenn wir die Zukunft meisterlich planen, wir wissen dennoch nie, ob sie sich nach unseren Vorstellungen entwickelt. Das Morgige ist immer ungewiss und unsicher. Da uns die Natur überlistet hat warum dürfen wir das nicht als eine große Hoffnung deuten? Ist nicht gerade die sogenannte Vernunft weitaus zerstörerischer, als es die natürlichen Regungen je sein können?

Bitte gib auch Du dem Kind eine Chance! Wir brauchen Deine Liebe!

Deine Erika und unser Baby

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