Mittwoch

Hat er mich vergessen?

Schweigen

Peter,

was ist nur los? Seit unserem letzten Treffen ist fast ein Monat vergangen. Mein Gott, was hatten wir für Pläne! Und: nichts. Kein Brief von Dir, wie Du es versprochen hast. Ich bin enttäuscht und auch ein bisschen traurig. Es ist mir unangenehm, mit meinen Erwartungen allein zu bleiben. Mir gehen zig Fragen durch den Kopf, wenn ich versuche, mir Dein Schweigen zu erklären. Hat er es nicht ernst gemeint? Eine andere Frau? Erinnert er sich noch an mich? Rechtschreibprobleme? Keine Lust? Bauchweh? Meine Adresse verloren? Vor Sehnsucht nach mir gestorben? Habe ich zu lange gewartet, hätte ich mich vielleicht schon früher melden sollen? Oder was völlig anderes?

Schreib mir, Peter, damit mein armes Hirn sich nicht weiter quälen muss. Ich würde mich sehr über Deine Antwort freuen.

Herzliche Grüße

Gisela

Reumütig antwortet Peter:

Liebe Gisela,

mein Gott, bin ich froh, dass Du Dich gemeldet hast. Weißt Du, nach unserem letzten Treffen war ich mir nicht mehr so sicher, was Du wirklich von mir hältst.

Hat sie mich überhaupt lieb, oder spielt sie nur mit mir? Passen wir nun zusammen oder nicht? Kann ich ihren Erwartungen gerecht werden?

Solche und ähnliche Gedanken gingen mir immer wieder durch den Kopf. Und wenn ich mich dann hingesetzt habe, um Dir alles zu schreiben, was mich bedrückt, dann saß ich da - wie gelähmt.

Machst du es nun richtig oder nicht? Oder sollst du lieber anrufen? Findest du dann die richtigen Worte? Fragen über Fragen - nur keine Antworten. Je mehr Zeit verstrich, um so schwerer fiel mir das Schreiben, neue Fragen, neue Probleme kamen hinzu: Jetzt hab ich sie so lange warten lassen, was mag sie darüber denken... Und dann Dein Brief! Wie froh war ich, dass Du wenigstens Deinen Humor nicht verloren hast Etwas zu mögen, scheinst Du mich ja auch noch, und das finde ich wirklich toll. Denn ich mag Dich wirklich und möchte Dich nicht verlieren. Schreib mir bald ein paar Zeilen.

Dein Peter

Verzeihen

Lieber Peter,

als ich die ersten Zeilen Deines Briefes las, hab' ich gedacht: Mensch, der ist ja noch schüchterner als ich! Fragen über Fragen (von meiner und von Deiner Seite). Werden wir uns wohl je die Antworten geben können, die jeder von uns braucht, um Mut für einen Anfang zu schöpfen?

Aber dann, der letzte Absatz Deines Briefes: Er mag mich, er mag mich, jubelte es in mir. Hoffnung! Freude!

Ich muss Dir ganz ehrlich sagen, was Du meinen Humor nennst, kommt mir im nachhinein wie reine Verlegenheit vor. Ich war so unsicher, ob Du mir antworten würdest. Aber jetzt bin ich froh, mich nicht mehr hinter dummen Fragen verstecken zu müssen.

Ja, es ist wahr, Du hast mir sehr gefallen, und ich brenne darauf, so viel von Dir kennenzulernen, wie Du mir zeigen magst Für den Moment nur einen Vorschlag: In den Osterferien fahre ich mit Freunden zum Wandern in die Toscana. Ein kleines Abenteuer, sag ich Dir! Denn wir werden unseren Weg mit Hilfe von Kompass und Militärkarten mühsam suchen müssen. Hast Du Lust mit uns zu kommen?

Am ... nehmen wir den Nachtzug nach Florenz und werden dann eine Woche unterwegs sein. Ich freue mich auf die italienischen Farben und Gerüche, die Lebensfreude - und darauf, dass wir uns im Suchen des Weges erproben können. Und Du dabei?!

Nein, nein! Keine voreilige Schwärmerei jetzt. Ich warte lieber auf Deine Antwort und übe mich einstweilen in Vernunft und Geduld.

Lass mich nicht warten, bitte!

Liebe Grüße

Gisela

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen