Mittwoch

Nach einem Seminar

Dorothea schreibt Uwe

Uwe, Lieber,

Du gehst mir nicht aus dem Sinn. Ich möchte Dich bald, nein, ganz schnell wiedersehen.

Nennst Du mich jetzt wohl unvernünftig? Aber ich kann und will nichts anderes als Dir ganz unverstellt sagen, wie sehr ich mich nach Dir sehne. Auch nach einiger Zeit Abstand vom Lehrgang, von Dir, nach dem Nach-Hause-Kommen und der Wiederbegegnung mit meinem Mann fühle ich so. Für ein paar Tage habe ich alles Vertraute hinter mir gelassen, bin ans Meer gefahren und versuche, auf langen Spaziergängen zu verstehen, was mich so heftig für Dich empfinden lässt, wie es dazu hat kommen können. Ich denke darüber nach fernab von der so verführerischen Möglichkeit, Deine Hand zu greifen, alle Verantwortung abzustreifen, nur noch zu fühlen, meine alten Bande für den Moment ganz zu vergessen - auch zu vergessen, dass Du Dich an Deine Frau und die Kinder gebunden fühlst. Hätte mir vor Beginn des Lehrgangs jemand gesagt: »Dorothea, du wirst dich verlieben!«, ich hätte gelacht. »Warum sollte ich? Mir fehlt nichts, ich liebe meinen Mann.« - So wäre meine ehrliche Antwort gewesen.

Und nun kommst Du, und alles klappt zusammen wie ein Kartenhaus. Ich beginne an mir selbst zu zweifeln. Aber, wie ich es auch drehe und wende, seit ich Dich getroffen habe, fühle ich unbekannte Weiten, die ich mit Dir entdecken möchte. Ich wünsche so sehr, Du teilst meinen Wunsch auf ein Wiedersehen! Kommst Du? Erzählst Du mir? Wie gern würde ich Dich sehen, spüren, Dir ganz ohne Worte begegnen, entschwinden ... auftauchen mit unbändiger Kraft für das so unbekannte Neue.

Bis zum ... bin ich noch hier.

Sterne, Schaumkronen und salzige Küsse

Dorothea

Uwe antwortet Dorothea:

»Ich hab mich in Dich verloren, Du bist wie ein Labyrinth, und nur der Pulsschlag meiner Hand sagt mir noch, dass ich lebe.«

Ach Dorothea,

diese Zeilen von André Heller sollen Dir sagen, was ich für Dich empfinde. Ich liebe Dich - aber ich bin nicht glücklich. Mein Herz ist zerrissen.

Die eine Hälfte gehört Dir, Deinen duftenden Haaren und Deinen lustigen Augen. Wie sehr fehlt mir Deine Nähe, sehne ich mich nach Deinen Küssen: faszinierende Körperlichkeit! Die andere Hälfte meines Herzens aber schlägt für meine Familie, für meine Frau und meine beiden Kinder. Gewohnheit, Vertrautheit Geborgenheit ein Band geknüpft in vielen Jahren. Dagegen Du: erfrischend, elektrisierend.

Dorothea, ich weiß wirklich nicht was ich machen soll. Du bist mir zu schade für einen flüchtigen Flirt. Du bist eine tolle Frau, ich möchte mehr als Deinen Körper.

Aber lass mir bitte Zeit die zehn Jahre mit meiner Frau kann ich nicht so einfach vom Tisch fegen. Es war eine schöne Zeit ich war glücklich, bis Du kamst

Und kann es uns nicht auch so ergehen wie meiner Frau und mir? Was ist wenn der Reiz des Neuen verflogen ist und uns der Alltag wieder hat?

Diese Fragen muss ich mir erst beantworten. Ohne eine klare Antwort kann ich nicht ja zu Dir sagen. Lass mir Zeit!

Ich hab Dich lieb.

Uwe

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