Donnerstag

Wolfgang Amadeus Mozart an seine Frau Konstanze

Liebstes, bestes Weibchen!

Liebstes Weibchen, hätte ich doch auch schon einen Brief von Dir! Wenn ich Dir alles erzählen wollte, was ich mit Deinem lieben Portrait anfange, würdest Du wohl oft lachen - zum Beispiel, wenn ich es aus seinem Arrest herausnehme und sage »Grüß Dich Gott Stanzerl! Grüß Dich Gott Spitzbub - Krallerballer - Spitzignas - Bagatellerl - schluck und druck!« Und wenn ich es wieder hineintue, so lasse ich es nach und nach hineinrutschen, und sage immer »Nu-Nu-Nu-Nu!« aber mit dem gewissen Nachdruck, den dieses so viel bedeutende Wort erfordert und bei dem letzten schnell »Gute Nacht Mauserl, schlaf gesund...« Nun glaube ich so ziemlich was Dummes (für die Welt wenigstens) hineingeschrieben zu haben, für uns aber, die wir uns so innig lieben, ist es gerade nicht dumm. Heute ist der sechste Tag, dass ich von Dir weg bin, und bei Gott mir scheint es schon ein Jahr zu sein. - Du wirst wohl oft Mühe haben, meinen Brief zu lesen, weil ich in Eile und folglich etwas schlecht schreibe. - Adieu, liebe einzige... der Wagen ist da... da heißt es nicht bravo und der Wagen ist auch schon da... sondern lebe wohl und liebe mich ewig so wie ich Dich, ich küsse Dich Millionen Mal auf das zärtlichste und bin ewig Dein Dich zärtlich liebender

Gatte W.A. Mozart

P.S. Wie führt sich unser Carl auf? Ich hoffe gut - küsse ihn statt meiner. An Herrn und Frau von Puchberg alles Schöne. NB. Du musst in Deinen Briefen nicht das Maß nach den Meinigen nehmen; bei mir fallen sie nur deswegen etwas kurz aus, weil ich pressiert bin, sonst würde ich einen ganzen ganzen Bogen schreiben, - Du aber hast mehr Muße. Adieu...

Dresden, den 13. April 1789, um 7 Uhr früh

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