Mittwoch

Ein literarischer Brief

Sie fragen mich, was ich tue: ich liebe Sie und weine. Meine Mutter spricht nicht mehr mit mir. Sie hat mir Papier, Federn und Tinte weggenommen. Ich schreibe mit einem Bleistift, der mir zum Glück geblieben ist, und auf einem Stück von Ihrem Brief. Ich muss wohl alles billigen, was Sie getan haben; ich habe Sie zu lieb, als dass ich nicht alle Mittel ergreifen würde, um Nachricht von Ihnen zu bekommen. ...Ich bin sehr unglücklich: morgen gehen wir aufs Land, ich weiß nicht für wie lange. Mein Gott! Sie nicht mehr zu sehen! Es ist kein Platz mehr. Adieu! Sehen Sie zu, ob Sie es lesen können. Diese mit Blei geschriebenen Worte werden vielleicht ausgelöscht werden, nie aber meine Gefühle, die in meinem Herzen begraben sind.

aus: Choderlos de Laclos

»Schlimme Leidenschafien«

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